Fernwanderweg GR20 – Der umfassende Wander Guide für 2024
Der legendäre GR20, laut diversen Quellen der angeblich härteste Fernwanderweg Europas. Doch was ist wirklich dran? Welche Ausrüstung benötigt man? Wie ist die Lage auf den Hütten? Dies sind alles Fragen, die man vor einem eigenen Antritt zu diesem zweifelsohne großartigen Abenteuer klären muss. Erschwerend kommt hinzu das nahezu alle Informationen hierzu, sowohl im Internet als auch in renommierten Wanderführern, entweder veraltet oder gar irreführend ist. Basierend auf meinen eigenen Erfahrungen daher hier eine genaue Beschreibung, was einen auf dem schwierigen Nord Teil des GR20 2024 erwartet und wie man diesen mit maximalem Spaß bewältigt.
Vor dem Start
Anreise
Mit dem Auto
Die französische Insel Korsika liegt im Nördlichen Mittelmeer wodurch bei der Anfahrt mit dem Auto (von Deutschland aus) die kürzeste Route durch die Schweiz und Italien führt. Ab hier ist man dann auf die Fähre angewiesen wobei der Anbieter Corsica Ferries eine nahezu Monopolstellung hat und Transfer zur nordöstlich liegenden Stadt Bastia auf Korsika ermöglicht. Ideal bieten sich die Häfen Savona (nahe Genua) und Livorno (nahe Pisa) zum Überschiffen an.
Auf der Insel angekommen geht es dann weiter Richtung Westen in die Küstenstadt Calvi. In der Nähe des Flughafens in Calvi kann man nun getrost auf Video überwachten Parkplätzen sein Auto zurücklassen und sich mit dem Taxi (ca. 30€) weiter zu der kleinen Stadt Calenzana fortbewegen.
Grundlegend hat das Auto den Vorteil der Flexibilität. Zum Beispiel, um im Nachhinein noch einige Tage am Strand zu verbringen oder um auf dem Weg zurückgelassene Ausrüstungsgegenstände wieder abzuholen. Ohne ein eigenes Fahrzeug kann dies mit Taxi Service sehr teuer werden.
Mit dem Flugzeug
Bei der Anreise mit dem Flugzeug sei anzumerken das man von Deutschland keine direkten Flüge bekommt und immer einen Zwischenstopp z.B. in Paris machen muss. Als Zielflughafen bietet sich Calvi, wie mit dem Auto auch, perfekt an. Mit einem kurzen Taxi fahrt ist man super schnell in Calenzana am Einstieg zum GR20 oder auch in Calvi wo man reichlich Hotels findet.
Hütten
Während der grobe Ablauf einer Mehrtagestour: Wandern, Schlafen, Wandern soweit sehr eingänglich ist, stellt neben dem Tagesprogramm die Nächtigung meist auch keinen Selbstläufer dar. Wildcampen ist auf dem GR20 verboten, wobei es auf halbem Weg zwischen den eigentlich für die Übernachtung vorgesehenen Hütten oft Notfall Biwak Plätze gibt. Von Hütten gibt es in den korsischen Bergen zwei Arten: die größeren zentral verwalteten Refuges und die kleineren urigeren Bergeries. Dabei ist der letztendlich Service Unterschied zwischen den beiden, neben der Anzahl an übernachtenden Wanderern, zumeist eher klein. Die Refuges lassen sich über die Parkwebsite in drei Kategorien vorbuchen: Bettenlager, Miet-Zelt und Zeltplatz. Diese Plätze zur Buchung sind allerdings zumeist ausgebucht und es kommt erschwerend hinzu das diese nur an einen festen Tag gebunden möglich ist. Möchte man sich also die Spontanität bewahren Etappen zu doppeln oder gar einen Pause Tag einzulegen dann ist dies beim Vorbuchen nicht machbar. Der große Vorteil des Vorbuchens ist also rein finanzieller Natur da man ohne Buchung direkt an den Hütten das doppelte zahlen muss.
Folgende Preise ergeben sich daraus bei den Refuges
Bettenlager | Miet-Zelt (beachte noch + Zeltplatz) | Zeltplatz | |
Spontan | Meist voll | 15€ (für zwei Personen) | 18€ PP |
Mit Buchung | 17€ PP | 13€ (für zwei Personen) | 9€ PP |
Dabei ist zu beachten das man beim Mieten eines Zeltes auch zusätzlich die Zeltplatz gebühr Zahlen muss.
Die rustikaleren Bergeries offerieren meist keine Bettenlager wobei der Preis für die Mietzelte die Refuges leicht unterbietet. Hat man nicht vorgebucht so kommt man bei den Bergeries generell günstiger weg.
Mietzelte
An dieser Stelle möchte ich trotz des verhältnismäßig hohen Preises die Mietzelte als beste Option anpreisen. Während die Bettenlager entweder schon voll sind, durch das Schnarchen von Mitwanderern die ganze Nacht von hochqualitativem Surround sound gefüllt und von Bettwanzen heimgesucht werden haben die Miet-Zelte keine von diesen Problemen. Ein eigenes Zelt ist natürlich die kostengünstigste Möglichkeit über die Nacht zu kommen aber jeder der sich nicht Besitzer eines High End Ultralight Zelt nennen kann wird bedeutend mehr Wanderspaß haben wenn man diese Gewichteinsparung eingeht und das eigene Zelt zuhause lässt. Man muss sich auch in der Regel keine Sorgen darüber machen das keine Mietzelte mehr frei sind. Die Refuges sind zumeist überdimensioniert ausgelegt und selbst im Fall wenn wirklich alle voll sind kann man meist wenige Kilometer weiter (oder im worst case auch zurück) gehen und man kommt an einer Bergeries vorbei.
Schlafen
Die Mietzelte sind bei den Refuges alle Quechua Decathlon Fresh & Black Wurfzelte welche auf Holzpaletten stehen um den unebenen Boden aus zu gleichen. Darin liegen zwei dünne Forclaz Decathlon Isomatten welche irgendwie so designed wurden das selbst zwei aufeinander gelegt immer noch unbequem sind. Ich kann daher nur dazu raten eine dicke Ultralight Isomatte mitzunehmen. Dabei muss diese nicht robust sein (da sie auf die andere Matte gelegt werden kann) noch irgendeinen großen R Wert haben. Hier geht es wirklich nur um die Bequemlichkeit der Übernachtung, welche damit drastisch gesteigert wird.
Optimal dazu passend wäre ein leichter Daunenschlafsack mit einem Komfortbereich knapp über 0°C. Kunstfaser Schlafsäcke gehen natürlich auch, sind bei gleicher Wärme Leistung allerdings schwerer und vom Packmaß größer.
Lebensmittel
Entgegen vieler Meinungsberichte im Internet ist es nicht nötig von Anfang an Essen mit zu schleifen. Neben den Angeboten der Refuges für Abendessen 20 PP und Frühstück 10 PP kann man sich auch an jeder Refuge in einem kleinen Shop das nötige kaufen.
Zum Abendessen gibt es standardmäßig Nudeln mit Tomatensauce und manchmal einen Räucher Schinken Appetizer. Wenn es einen Nachtisch gibt fällt dieser meist in Form eines Gläschens Apfelmus aus. Zum Frühstück geht es mit ähnlichen kulinarischen Höhenflügen weiter welche sich auf trockenen Zwieback in verschiedensten Formen mit Marmelade garniert beschränken. Es kann zudem zwischen Pulverkaffe oder Kakao gewählt werden, welche beide in einer Art Schüssel zu genießen sind.
Sollte einem dieses Angebot nicht munden findet man stets auch noch andere Lebensmittel in den Shops der Refuges, mit welchen man gut über den nächsten Tag kommt. Man sollte an dieser Stelle das Gewicht also wirklich einsparen und die erhöhten Kosten in Kauf nehmen welche durch das kaufen an den Hütten entstehen.
Wasser und Getränke
Noch wichtiger als Essen ist die Wasserversorgung auf so einer anstrengenden Wanderung im warmen Gefilde. Glücklicherweise gestaltete sich die Trinkwassersuche erstaunlich einfach da es an jeder Hütte mindestens einen Wasserhahn gibt welcher das kühle Nass spendet. Darüber hinaus lassen sich entlang des Weges auch immer Gebirgsbäche oder Quellen finden. Insgesamt ist es aber dennoch ratsam einen effektiven Wasserfilter mitzuführen. Unteranderem aufgrund der Viehhaltung welche in den Bergen Korsikas bis heute immer noch betrieben wird, gibt es ein nicht geringes Risiko der Kontamination.
Zieht es einen nach einer langen Wanderung durchs heiße korsische Hochgebirge am Abend zu einem anderen Getränk als Wasser so kann man zwischen einem der typischen Softdrinks (Cola, Orangina, Fanta, etc) für jeweils 4 pro Dose oder Bier für 6 wählen.
Navigation, Orientierung und Kommunikation
Die Navigation auf dem GR20 fällt einfach. Die Rot Weiße Markierung durchzieht mit wenigen Metern Abstand wie eine Perlenkette Korsikas Berge. Sollte die Sicht mal schlecht sein oder man findet die markanten zwei Farben nicht, so ist es hilfreich Komoot auf dem Handy zu haben und sich die Touren im Voraus runterzuladen. So sind diese auch navigierbar, wenn man mal kein Netz hat. Entlang des GR20 ist dieses so oder so eher eine Seltenheit. Vom Nordteil hat nur das Refuge in Asco welches nahe einem kleinen Skiresort liegt Empfang. Tagsüber kommt man allerdings immer wieder an Passagen vorbei an welchen man sich mit dem Rest der Welt über das Internet austauschen kann. Neben dem Kontakt mit Freunden und Verwanden kann für diejenigen welche der französischen bzw. korsischen Sprache (Mischung aus Französisch und Italienisch) nicht mächtig sind das Handy auch noch einen weiteren kommunikativen Nutzen bieten. Die Bewohner Frankreichs sind nicht dafür bekannt in überschwänglichem Maße Anhänger der Englischen Sprache zu sein, was auch auf der idyllischen Mittelmeerinsel nicht viel anders ist. Es empfiehlt sich im Voraus die Sprachpakete korsisch, französisch und deutsch auf Google Übersetzer herunterzuladen um zu mindestens eine Notfall Leiter für die Überwindung der sprachlichen Mauer parat zu haben. In dem meisten Fällen bringen einen wenige Stichwörter und ausgiebige Gestik allerdings ohne Probleme zum Ziel.
Nutzt man sein Handy fürs Navigieren und Kommunizieren so benötigt man unter Umständen auch eine weitere recht rare Ressource: Strom. Zusammen mit einer Powerbank, welche man mit nettem Fragen bei den Hütten auflädt, ist dies jedoch gut zu managen. Alternativ tut es auch eine leichtere Powerbank in Kombination mit einem Solarpanel welches min. 10W leistet. Dies kann man auch abhängig machen von den Wetterberichten, für mich hat diese Kombination aber äußerst gut funktioniert.
Das Wetter ist in den Bergen bekanntlich äußerst änderungsfreudig, wobei Korsika hier keine Ausnahme darstellt. Erschwerend kommt hinzu das auf Inseln immer ein eigenes Klima herrscht. Erfreulicherweise kommen aber auch lange Sonnenperioden vor, so dass man die Regenjacke vielleicht nicht braucht aber dafür umso mehr Sonnencreme. Ein Hut welcher Rundumschutz vor Sonne gewährleistet ist auch unerlässlich.
Rucksack
Während viele Quellen einen Rucksack mit mindestens 55l empfehlen ist dies meiner Meinung nach mit Hinblick auf die aktuelle Ultralight Ausrüstung nicht mehr zeitgemäß und reduziert in vielerlei Hinsicht den Spaßfaktor. Solange der Rucksack ein halbwegs gutes Tragesystem hat, welches bis ca. 12kg ausgelegt ist, sind 40l absolut ausreichend. Das Endgewicht sollte im Idealfall unter 12kg und unter jeden Umständen unter 15kg bleiben. An den Kletterpassagen ist jedes Gramm auf dem Rücken weniger eine wahre Wohltat. Getreu nach dem Ingenieurs Moto: „das Beste Teil ist kein Teil“ sollte man auch seinen Rucksack packen.
Als kleine Verdeutlichung; folgende Ausrüstung braucht man wirklich nicht und kann man zugunsten eines deutlich verbesserten Tragekomforts getrost zuhause lassen: Zelt, Gaskocher, Tütennahrung (Abendessen sowie Frühstück), Tasse, Löffel, Topf.
Klamotten
Da jede Hütte fließend Wasser und ausreichend Waschbecken hat bietet es sich an auch bei der Kleidung an Gewicht zu sparen. Rei in der Tube als Handwaschmittel und eine abendliche Waschroutine lassen einen so mit nur zwei Garnituren auskommen. Über T-Shirt, Unterhose und Hose hinaus ist es sinnig einen Pullover oder Fleece mitzunehmen da es abends schnell frisch wird. Hier kann auch eine dünnen Daunenjacke angemessen sein. Für den Fall, dass der Regen die sonst Sonnen reiche französische Insel überrascht ist eine dünne Ultralight Regenjacke von Nutzen. Nimmt man eine dickere mit so kann man die Daunenjacke in den Sommermonaten auch getrost zu Hause lassen.
Das Kern Element der tragbaren Ausrüstung ist bei einer Wanderung ganz klar das Schuhwerk. Ideal für die meisten sind hier Knöchelhohe Transalpin/Trecking Wanderschuhe. Möchte man den GR20 möglichst schnell und mit sehr wenig Gepäck laufen so können auch Trailrunning Schuhe sinnvoll sein. In den Schuhen sollte man dicke aber atmungsaktive Wandersocken tragen. Hier sollte man darauf achten dass diese nicht zu groß sind was schnell zu Blasen führt.
GR20 Nord Tag für Tag
Tag 1 – Komoot Etappe 1
Von Calenzana auf in das Abenteuer mit guter Stimmung und noch ausgeruhten Beinen. Es folgt ein schnell Steil werdender Anstieg auf 1000m welcher aber stets auf gediegenen Wegen verläuft. Danach folgt eine erste kleine Klettereinlage, welche aber einfach zu machen ist. Zuletzt geht es die letzten 3km mit der Hütte in Sichtweite gemäßigt durch die karger werdende Landschaft entlang. Geschafft von den 1400 HM wird man am Refuge d’Ortu di i Piobbu trotz einem Brand vor ein paar Jahren gut empfangen und kann sich schon mal an die Nudeln mit Tomatensauce gewöhnen. Duschen sind vorhanden und eiskalt was in Kombination mit einem rauen Wind am Hang, ein baldiges Aufsuchen des Schlafsackes als gute Option erscheinen lässt.
Tag 2 – Komoot Etappe 2
Nach einem frühen Aufbruch kann man sich an der Quelle weniger Meter dem GR20 folgenden noch einmal die Reserven auffüllen und den mühsamen Aufstieg über ewige Geröllfelder beginnen. Es gibt viele hohe kräftezehrende Stufen und teils Seilgesicherte Abschnitte. Hier erreicht man erstmal eine Höhe von über 2000m und begibt sich erstmal auf eine kleine Kletteraktion entlang des Grates. Das Hochgebirge wird hier immer prägnanter und muss facettenreich durch teils ausgesetzte Klettereien inklusive Kaminen überwunden werden. Es folgt ein zermürbender Abstieg zur schön gelegenen Hütte Refuge de Carrozzu weiter unten im Tal. Leider waren die Duschen hier geschlossen bzw. haben nur bis 19 Uhr geöffnet. Abends wartet bei geselligem beisammen sein mit anderen Wanderern die zweite Portion Nudeln mit Tomatensauce auf einen.
Tag 3 – Komoot Etappe 3
Unweit von der Hütte überquert man die bekannte Hängebrücke auf, welche ein harter Aufstieg den Berg hinauf geht. Es geht Klettersteig ähnlich ohne Seilsicherung am einseitig exponierten Hang entlang. Hier rächt es sich schnell, wenn man zu schweres Gepäck dabei hat da die Kletterpassagen durch die Gewichtsverlagerung schnell ungemütlich werden. Oben angekommen ist die Hütte schon in Blickweite und es folgt ein schwerer Abstieg über Teils lange rutschige Steinplatten. Jeder dem dies schon anspruchsvoll genug war sollte nun besser an Gewicht verlieren bevor man am nächsten Tag beim Aufstieg des Monte Cinto jegliche Lust verliert. Wenn man nett fragt deponieren die Wirte des Hotels in Asco gerne Ausrüstung. Dabei natürlich beachten das man nach der Wanderung die 1 stündige Fahrt die Passstraße zu Asco hoch bestreiten muss. Warmduscher können sich hier zudem über eine lauwarme Gemeinschaftsdusche freuen.
Tag 4 – Komoot Etappe 4
Zur Verbesserung der Stimmung vorab: wenn diese Etappe gemeistert wurde, ist die Technisch schwerste schon einmal überstanden. Im optimalen Fall sollte man nicht so spät aufbrechen, um keinen Stress bei den technisch schwierigen Passagen zu haben. Nach einem gediegenen, nahezu geraden Stück beginnt man den Berg über erste Geröllfelder zu besteigen. Man sollte sich hier nicht schon von umkehrenden Wanderern welchen der Gipfel zu schwer ist beindrucken lassen. Auf gut machbaren Wegen geht es auf über 2000m bevor zunehmend mehr Kletteraspekte und durch kleine Bäche rutschige Steine den Weg erschweren. Insbesondere beim besteigen entlang der Geröllfelder muss auch auf erhöhten Steinschlag geachtet werden. Auf den letzten 300HM zum Monte Cinto überquert man noch ein Schneefeld bevor man nun dauerhaft beide Hände nutzen muss um den letzten sehr steilen Anstieg zu bewältigen. Für Menschen mit Höhenangst kann es hier sehr viel Überwindung kosten da man sich hier wirklich keine Fehler in der Trittsicherheit leisten kann. Oben angekommen bietet sich einem die Möglichkeit das Gepäck zurück zu lassen und am Grat entlang eine 1,5 bis 2 Stunden lange Kletter Exkursion zum 50HM höher liegenden Monte Cinto zu machen. Allen denen der Aufstieg zum Sattel schon gereicht hat können sich über einen deutlich entspannteren Abstieg freuen welcher hinab ins Tal zur schön gelegenen Refuge führt. Hier sollte man die Aussicht von den Mietzelten als besonders schönen Selling Point der etwas teureren Refuge Tighiettu aufführen. Duschen sind gewohnt kalt, die Nudeln mit Tomatensauce gewohnt genießbar.
Tag 5 – Komoot Etappe 5, 6 und 7
Wenn man von einigen sportlich besonders ambitionierten Wanderern welche die Etappen des GR20s doppeln (also zwei Etappen an einem Tag laufen) genügend inspiriert wurde so bieten sich diese drei besonders an das ganze selbst zu probieren. Etappe 5 besteht nur aus einem leichten Abstieg weiter ins Tal hinab und einem darauffolgenden sportlichen Anstieg auf den Sattel des nächsten Massivs welches auch oft Matterhorn von Korsika genannt wird. Es ist wohl investierte Zeit an der kleinen Hütte oben eine Rast einzulegen bevor man den zermürbend langen Abstieg in Tal wagt. Ist man noch motiviert und die Zeit erlaubt noch ein weiteres fortfahren so läuft man unten an einem weiteren „Ski Resort“ welches das Ende der 6. Etappe markiert vorbei und macht sich zur 7. Etappe auf. Hier sei angemerkt das es sich allerdings anbietet hier das Wasser aufzufüllen da auf dem Weg nach oben keine Quellen mehr vorkommen. Nach einem kurzen geraden Stück geht es auf den nächsten Berg weiter hinten im Tal. Die Wege hier haben schon weniger Hoch-Alpinen Charakter und erinnern eher an den Schwarzwald. Am Ende einer Art Hochebene kommt man dann nach knapp 32km an der Refuge an. Bevor man voller Vorfreude auf den Schlafsack an Ort und Stelle zusammenbricht lohnt es sich allerdings abzuchecken ob diese häufig ausgebuchte Refuge überhaupt noch Plätze hat. Ist dies nicht der Fall muss die Tagesetappe nämlich noch auf 34km ausgeweitet werden…und zwar in die Richtung aus der man gekommen ist. An der in Sichtweite entfernten Bergerie de Vaccaghia kommt man vorbei wenn man auf dem Weg zu der überfüllten Unterkunft ist und es sollte ernsthaft überlegt werden nicht gleich dort zu bleiben. Diese steht der weiter im Tal gelegenen Refuge de Manganu Unterkunft in nichts nach und ist sogar ein wenig günstiger.
Tag 6 – Komoot Etappe 8
Nach dem man sich auf den wirklich bequemen Matratzen in den Mietzelten der Bergerie erholt hat geht es an der Refuge vorbei auf den steilen Berg weiter hinten im Tal. Oben sind nach einem Grat Abschnitt einige Schneefelder zu überqueren welche aber mit Wanderstöcken gut machbar sind. Entlang des Weges hat man nahezu dauerhaft eine wirklich schöne und differenzierte Szenerie zu begutachten. Ist das nächste Refuge (Refuge de Petra Piana) dann in Sichtweite folgt ein kurzer, aber langwieriger Abstieg zum Ort der Begierde. Die Aussicht hier ist ebenfalls schön und reicht bis ins Tal in welchem Vizzavona liegt.
Tag 7 – Komoot Etappe 9
So schnell (oder lang) können sieben Tage sein… Hier kann man sich auf zwei Wegen entscheiden den GR20 zu beenden oder natürlich man hat gefallen daran gefunden und will auch noch gleich den technisch gediegeneren Süd Teil dranhängen.
Variante 1 geht entlang des Grates über ein von der Refuge gut sichtbaren Hügel, vorbei an einer weiteren Refuge und dann hinab ins Tal. Hierfür würde es sich anbieten noch einen weiteren Tag einzuplanen.
Variante 2 folgt dem offiziellen GR20 ins lange Tal direkt unter der Refuge. Nahezu am Ende kommt man hier noch an kühlen Badegumpen vorbei in welchen man sich bei heißem Wetter hervorragend erfrischen kann. Der letzte Teil des Weges nach Vizzavona führt dabei über eher weniger schöne Straßen Wege so das man auch in das ein wenig heruntergekommene und kleine Dorf Tatone absteigen kann. Der Zug am Bahnhof hier fährt einmal täglich Richtung Bastia wobei einstündige Verspätungen normal sind und nicht zu Beunruhigungen veranlassen sollten. Nach ein oder zwei Umstiegen landet man dann wieder am Beginn der Reise in Calvi/Calenzanna.
Resume
Der GR20 ist eine landschaftlich wunderschöne Wanderung welche mit ihren Klettereinlagen und dem alpinen Gelände aber auch selbst fortgeschrittene Wanderer vor eine Herausforderung stellt. Bewertet man das Anforderungslevel dennoch als steigerungswürdig so lassen sich Etappen durch die große Anzahl an Unterkünften ohne Probleme doppeln und trippeln. Angefangen von den zivilisationsfernen rustikalen Hütten auf welchen nur Französisch gesprochen wird, der Abwesenheit von Empfang für das heute scheinbar so überlebenswichtige Internet hinweg über kalte Duschen, wunderschöne Aussichten auf Gebirgsseen, der Besteigung Korsikas höchstem Berg und endend bei einem hoffnungsvollen Abstieg zurück zur Zivilisation nur um dann an einem Bahnhof heraus zu kommen an welchem ein Lotto Hauptgewinn wahrscheinlicher ist als ein pünktlicher Zug… Der Mythos GR20 als härteste Wanderung Europas bleibt bestehen. Nicht (nur) wegen der Anforderung des Wanderns selbst sondern vielmehr aufgrund der gesamt Erfahrung als ein unvergessliches Abenteuer. Wie in diesem Bericht einige male angedeutet sollte man sich bei der eigenen Bestreitung dessen allerdings nicht von den zahlreichen Wanderführern abschrecken lassen. Mit der richtigen Ausrüstung und einer guten körperlichen aber auch mentalen Vorbereitung steht dem GR20 nichts im Weg!
Bon Voyage and have fun!